10. Mai 2020











 
Liebe Leserinnen und Leser,
Logo – Gemeinnützige Hertie Stiftung
mit diesem neuen Newsletter erreichen wir Sie in einer Ausnahmesituation. Vermutlich zu Hause, womöglich mit einer Maske auf der Nase, vielleicht mit leicht schmerzendem Rücken von der Arbeit am Küchentisch. Dennoch ist dies kein Angebot nur für Corona-Zeiten, stattdessen wollen wir Sie an dieser Stelle alle 14 Tage zu Demokratie-Themen informieren. Andrea Römmele, Professorin für Politische Kommunikation an der Hertie School und ich werden im Wechsel Gedanken über aktuelle Entwicklungen mit Ihnen teilen, auf interessante Veröffentlichungen und Ereignisse hinweisen, Ihre Meinung zu jeweils einer Demokratie-Frage einholen und drei Fragen von einem Prominenten beantworten lassen. Immer sonntags nach 17 Uhr. Sie finden hier keine Hinweise zur allgemeinen Arbeit der Stiftung. Dafür gibt es den Newsletter  Hertie Notizen und unsere Stiftungs-Website  ghst.de. Und unter  @demokratieghst twittern Kollegen im wöchentlichen Wechsel zu aktuellen Demokratiethemen und zu unserer Arbeit.
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Was fällt uns auf in der aktuellen Lage? Zum Beispiel das Verschwinden der Jugendlichen aus den Debatten. Spätestens seit  Fridays for Future gehörte es zum guten Ton, Vertreter der jungen Generation zur Zukunft des Landes zu befragen. Nun leiden Schüler besonders, kommen aber fast nur zu Wort, wenn es um Prüfungen geht. Dabei sind die Jüngeren von fast allem besonders betroffen, was in den kommenden Wochen öffentlich verhandelt wird - zum Beispiel der Entscheidung, wer die Kosten der Krise trägt und wieviel Geld trotz aller Sparzwänge in Zukunftsfelder fliesst. Die Corona-Krise hat deutlich gemacht, wie sehr Investitionen in Schulen fehlen und wie wir bisher unsere Ressourcen verteilen: Das deutsche Gesundheitswesen schneidet im internationalen Vergleich viel besser ab als unser Bildungssystem.
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Ging es Ihnen auch so? Die vielen Filme und Beiträge zum Ende des zweiten Weltkrieges vor 75 Jahren haben mich daran erinnert, wie selbstverständlich im Nachkriegsdeutschland die mentale wie materielle Vorbereitung auf Katatstrophen aller Art war. Noch in den achtziger Jahren lebten einige meiner Verwandten in Schleswig-Holstein, um im Fall der Fälle schnell nach Skandinavien ausreisen zu können. Und heute? Anfang 2020, vor der Corona-Pandemie, hatte das Land Erbsenvorräte angelegt, aber nicht genug Schutzmasken. In den kommenden Monaten wird es darum gehen, seltener wegzuschauen angesichts von Gefahren, die sich längst abzeichnen. In der Hertie-School und -Stiftung beschäftigen wir uns deshalb unter anderem verstärkt mit internationaler Sicherheitspolitik. Demnächst mehr dazu.

Bleiben Sie gesund!
Ihre Elisabeth Niejahr
 
 
Pinnwand
Tipps aus dem Demokratie-Team
Podcast
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Über Schule in Corona-Zeiten haben viele geschrieben und nachgedacht, aber niemand
so überzeugend wie Verena Pausder im Podcast Der 8. Tag. Selten haben Eltern so viel vom Alltag ihrer Kinder und den in der Schule vermittelten Inhalten mitbekommen. Ein Aufruf, diese Einblicke zu nutzen.
Lektüre
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Yascha Mounk, deutsch-amerikanischer Politikwissenschaftler und Demokratieexperte, gibt im Mai drei kostenlose Wohnzimmer-Videovorlesungen über Politik und Populismus - und hat sich in  The Atlantik  mit dem Virus beschäftigt. Düster, aber lesenswert.
Veranstaltung
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Eigentlich sollte Anfang Mai in Berlin die jährliche Konferenz zum Thema digitale Gesellschaft re:publica stattfinden. Sie ist ins Online-Exil ausgewandert, und wer nicht live dabei sein konnte, findet jetzt viele Videomitschnitte unter re-publica.tv.
 
Acht Tage im Mai
Für Sie gelesen
Cover –
Am 30. April 1945 nimmt sich Adolf Hitler das Leben. Es dauert anschließend noch eine Woche, bis die Wehrmacht bedingungslos kapituliert. Am 8. Mai 1945 ist das Nazi-Reich Geschichte. Der Journalist  Volker Ullrich zeichnet minutiös ein spannendes Kaleidoskop dieser acht Tage des Überganges. Das alte Regime zerfällt, während Hasardeure noch den Führerbunker verteidigen. In Flensburg mimt Großadmiral Dönitz den Hitlernachfolger und verlängert den verlorenen Krieg. Die kommunistische „Gruppe Ulbricht“ bereitet den Wiederaufbau Berlins vor. Die US-Armee befreit das KZ Dachau. Chaos, Gewalt und Verzweiflung überall. Täter versuchen, sich reinzuwaschen. Aber auch Hoffnung keimt. Adenauer wird wieder Bürgermeister von Köln. In Hannover wird die SPD neu gegründet. Nicht nur zwölf Jahre Terrorherrschaft aus der Perspektive ihres Unterganges beschreibt Volker Ullrich. Er blickt von dort auch auf die Zukunft Deutschlands, dessen Grundsteine vor 75 Jahren gelegt wurden. cse

Verlag: C.H. Beck, Preis: 24,- EUR
 
Demokratie stärken – durch Zuhören?
Eine Umfrage
Im politischen Wettbewerb setzen sich oft Menschen durch, die gut reden können. Für sie gibt es viele Auszeichnungen, auch in unserem Wettbewerb „Jugend debattiert“. Sollte auch das Zuhören ausgezeichnet werden? Ist das überhaupt möglich?
An der Umfrage teilnehmen
 
Drei Fragen an...
Karl Lauterbach
Wem hören sie gern zu, obwohl er politisch ganz anders tickt als sie?

Christian Lindner kann ich gut ertragen trotz sehr unterschiedlicher Haltung in vielen Fragen. Er toleriert andere Meinungen, hört zu und versucht, vernünftig zu begründen. Das reduziert den Konflikt auf Gewichtungen von Gründen und Werten.
Welches Demokratie-Projekt verdient mehr Beachtung?

Demokratie überlebt nur, wenn die nächste Generation auch mitmacht. Dazu müssen die Kinder aus benachteiligten Familien eine besondere Förderung in den Schulen und vor der Einschulung bekommen. Für mich die beste Demokratieinvestition überhaupt.
Was ist ihre demokratische Lieblings-Tugend?

Streit auf hohem Niveau, der trotz wissenschaftlicher Grundlage so geführt wird, dass der interessierte Laie beim Zuhören mitkommt und sich ein Urteil bilden kann. Das Gegenteil von Wissenschaftsblufferei und ahnungsloser Polemik.
Karl Lauterbach ist SPD-Bundestagsabgeordneter und Epidemiologe. Er lebte zehn Jahre in den USA, leitete das Institut für Gesundheitsökonomie in Köln und lehrt immer noch an der Harvard School of Public Health. In seinem Wahlkreis in Köln-Mülheim/Leverkusen hat er vier Mal ein Direktmandat errungen.
 
Die Autorinnen
Elisabeth Niejahr ist seit Anfang 2020 Geschäftsführerin des Bereichs „Demokratie stärken“ der Gemeinnützigen Hertie-Stiftung. Vorher arbeitete sie als Journalistin für ZEIT, SPIEGEL und Wirtschaftswoche. niejahre@ghst.de
Andrea Römmele ist Professorin für politische Kommunikation an der Hertie School in Berlin, sie forscht vor allem zur Zukunft der Demokratie und verantwortet in der Hochschulleitung den Bereich Executive Education. roemmele@hertie-school.org
  
Redaktionelle Mitarbeit: Christoph Seils (cse)
 
Gemeinnützige Hertie-Stiftung
Büro Berlin
Friedrichstr. 183
10117 Berlin

Tel. +49 30 22 05 603-0
Fax +49 30 22 05 603-99
www.ghst.de

 
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