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sollte das Wahlalter künftig von 18 auf 16 Jahre gesenkt werden? Diese Frage wird natürlich auch in der Gemeinnützigen Hertie-Stiftung und innerhalb ihrer Projekte diskutiert, zum Beispiel am Rande unseres Alumni-Sommercamps von Jugend debattiert, das wir gerade im hessischen Korbach mit einer kleinen Teilnehmerzahl, vielen Gesprächen im Freien und strengen Hygieneregeln durchgeführt haben. (Wir merken bei solchen Gelegenheiten, wie wichtig neben allen digitalen Formaten der persönliche Austausch ist!)
Unsere Stiftung hat ja ständig mit Jugendlichen zu tun - mit den rund 200 000 Schülern, die jährlich an Jugend debattiert teilnehmen, den rund 500 Stipendiaten mit Migrationserfahrung, die von der START Stiftung gefördert werden, oder auch den dreissig sozial engagierten Vertretern der Generation Grenzenlos, die wir in Videos vorstellen und die sich Ende August bei einer Hertie-Gesprächsrunde unter anderem mit der FDP-Generalsekretärin Linda Teuteberg und dem neuen SPD-Vize und Juso-Chef Kevin Kühnert austauschen werden. Vor ein paar Monaten haben wir für unseren Bereich Demokratie stärken ausserdem einen Jugendbeirat gegründet, und wir arbeiten intensiv am neuen Projekt Jugend entscheidet, bei dem Schüler und Schülerinnen gemeinsam mit Kommunalpolitikern gestalten sollen. Ab September werden Sie mehr dazu von uns hören!
Schon heute kann ich Ihnen schreiben, dass wir unsere Rolle vor allem darin sehen, Jugendliche dabei zu unterstützen, ihre Sicht und ihre Anliegen einzubringen und demokratische Prozesse und Verhaltensweisen kennenzulernen und zu trainieren. Bei Jugend debattiert beispielsweise geht es nicht nur um Streit und Auseinandersetzung, sondern auch ums Zuhören, um Recherche und darum, andere Meinungen auszuhalten. Jugend debattiert ist ein Wettbewerb, aber auch ein Pluralismus-Trainingscamp. Bei START ist es ähnlich: Wir organisieren Redaktionsbesuche, damit die Stipendiaten ihre Sicht auch bei Medien stärker einbringen können. Hinzu kommen viele andere praxisorientierte Coachings, beim Sommercamp in Korbach ging es unter anderem um Gremienarbeit. Vielleicht tragen solche Stiftungsaktivitäten am Ende dazu bei, dass eine Senkung des Wahlalters selbstverständlich erscheint.
Ich gebe zu: Bisher bin ich persönlich bei dieser Frage noch nicht endgültig entschieden. Aber ich bin überzeugt, dass sich alternde Gesellschaften besondere Mühe geben müssen, die Interessen der Jüngeren zu hören und zu sehen - und auch institutionell zu stärken. Im Idealfall richtet sich das Land dann stärker auf Zukunftsthemen aus. Davon würden alle profitieren.
Ihre Elisabeth Niejahr
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Die Oberbürgermeister Richard Arnold (Schwäbisch-Gmünd), Boris Palmer (Tübingen) und Matthias Klopfer (Schorndorf) in einem offenen Brief an die Landesregierung, in dem sie die Einführung eines verpflichtenden gesellschaftlichen Grunddienstes für alle jungen Menschen in Deutschland fordern.
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Tipps aus dem Demokratie-Team
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Obamania
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Das Buch „Becoming“ von Michelle Obama war international ein Bestseller. Inzwischen gibt es zu den Memoiren der Ex-First-Lady auch eine Dokumentation und einen Podcast. Das ist geschäftstüchtig, aber alles auch lesens-, sehens- und hörenswert - und in der Ära Trump ein selbstkritisches Statement des anderen Amerikas.
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Ausstellung
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Der Schriftsteller Bertold Brecht hielt das Radio 1932 für eine „eine sehr schlechte Sache“. Seine Radiotheorie, die nicht zufällig an die aktuelle Kritik am Internet erinnert, ist Anlass einer Ausstellung, die noch bis zum 12. September im Lehnbachhaus in München zu sehen ist. Sie zeigt, wie das Radio in den vergangenen 100 Jahren die Kunst inspirierte.
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Streit
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Seit Monaten tobt in Deutschland ein Antisemitismus-Streit. Die Fronten sind verhärtet, im Kern geht es in der Auseinandersetzung um das Verhältnis von Israel-Kritik und Antisemitismus. Warum sich der Streit in der vergangenen Woche zugespitzt hat, erläutert der Tagesspiegel.
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Schleichend an die Macht – Wie die Neue Rechte Geschichte instrumentalisiert, um Deutungshoheit über unsere Zukunft zu erlangen
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Die AfD ist völlig zerstritten. Innerparteiliche Grabenkämpfe prägen das Bild der Partei in der Öffentlichkeit. Der Bundestagsfraktion ist es in drei Jahren nicht gelungen, politische Akzente zu setzen. In der AfD und ihren Umfeld wirken rechtsextreme Politiker und neurechte Intellektuelle, die eine klare Strategie verfolgen. Tabubrüche, die Schlagzeilen machen und die Öffentlichkeit provozieren, sind Bestandteil davon. Sie sind keine Ausrutscher, sondern gewollt. Wie erfolgreich die Neue Rechte in Deutschland und Europa auf ihrem Weg in den Autoritarismus bislang ist, analysiert der von Andreas Audretsch und Claudia C. Gatzka herausgegebene Sammelband „Schleichend an die Macht – Wie die Neue Rechte Geschichte instrumentalisiert, um Deutungshoheit über unsere Zukunft zu erlangen“. Die Gramscianer von Rechts beschwören das 1000jährige Reich, so die Analyse der Autoren. Sie versuchen, einen neuen Nationalismus zu konstruieren. Die liberale Demokratie denunzieren sie als Diktatur der etablierten Parteien und der ihr hörigen Medien. Der „Kulturbruch“ fand in ihrem ideologisierten Weltbild in Deutschland nicht zwischen 1933 und 1945 statt, sondern 1968. Kein Wunder also, dass es wieder „Volksverräter“ gibt, Feinde im Inneren und auch Feinde im Äußeren: globalisierte Eliten, Migranten und der Islam. Doch es reicht aus Sicht der Autoren nicht, über diese Strategie aufzuklären. Vielmehr fordern sie in einem Aufruf zum Abschluss des Sammelbandes eine neue liberale Erzählung, einen demokratischen Zukunftsentwurf.
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Wem hören sie gern zu, obwohl er oder sie politisch ganz anders tickt als sie?
Ich höre fast nur denen gerne zu, die politisch anders ticken, denn damit wird es erst politisch. Das Politische reagiert darauf, dass es immer auch andere Lösungen gibt als die, die ich selbst präferiere. Sonst könnte ich diese ja nicht präferieren.
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Welches Demokratie-Projekt verdient mehr Beachtung?
„Her Majesty’s Loyal Opposition“, wie es seit 1826 im Vereinigten Königreich heißt. Dass die Opposition ein institutionalisierter Teil des Regierungssystems ist, ist das zentrale demokratische Projekt.
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Was ist Ihre demokratische Lieblings-Tugend?
Dass der oder die Andere Recht haben könnte (aber nicht muss).
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Armin Nassehi ist Professor für Allgemeine Soziologie und Gesellschaftstheorie an der Ludwig-Maximilians-Universität München, Herausgeber des Kursbuch und Autor zahlreicher Bücher.
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Elisabeth Niejahr ist seit Anfang 2020 Geschäftsführerin des Bereichs „Demokratie stärken“ der Gemeinnützigen Hertie-Stiftung. Vorher arbeitete sie als Journalistin u.a. für ZEIT, SPIEGEL und Wirtschaftswoche. niejahrE@ghst.de
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Andrea Römmele ist Professorin für politische Kommunikation an der Hertie School in Berlin, sie forscht vor allem zur Zukunft der Demokratie und verantwortet in der Hochschulleitung den Bereich Executive Education. roemmele@hertie-school.org
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Redaktionelle Mitarbeit: Christoph Seils (cse)
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Gemeinnützige Hertie-Stiftung
Büro Berlin
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10117 Berlin
Tel. +49 30 22 05 603-0
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