Kickoff in Mainz: Schülerinnen und Schüler erforschen das menschliche Gehirn

Presse
|
21.08.2018

Die Projekte „Wir sind Hirnforscher“ und „Alzheimer-Koffer“ starten für Schüler in Rheinland-Pfalz

Wie funktioniert das Denken – und warum funktioniert es manchmal nicht? Schülerinnen und Schüler können ab diesem Schuljahr mit den „Hirnforscherboxen“ der Gemeinnützigen Hertie-Stiftung und den „Alzheimer-Koffern“ der Technischen Universität Kaiserslautern das menschliche Gehirn erforschen. Möglich wurde die Umsetzung der beiden Projekte „Alzheimer-Koffer“ und „Wir sind Hirnforscher“ in Rheinland-Pfalz erst durch die Unterstützung der Klaus Tschira Stiftung, deren finanzielle Förderung für die Produktion sowohl der Alzheimer-Koffer der TU Kaiserslautern als auch der Hirnforscherboxen der Hertie-Stiftung maßgeblich war.

Gemäß dem Anspruch der MINT-Strategie des rheinland-pfälzischen Bildungsministeriums, dass MINT-Förderung entlang der gesamten Bildungskette gelingt, stehen die Hirnforscherboxen für Grundschulen und die Alzheimerkoffer für die weiterführenden Schulen ab sofort an den kommunalen Medienzentren im Land zur Verfügung.

„Egal ob man Hunger hat, einen Staffellauf bestreitet oder einen wissenschaftlichen Artikel liest – unser Gehirn ist die Schaltzentrale unseres Denkens, Fühlens und der Bewegung. Mit der Hirnforscherbox und dem Alzheimerkoffer wird Schülerinnen und Schülern altersgerecht und auf anschauliche Art und Weise vermittelt, wie unser Gehirn funktioniert. Beide Projekte passen sich sehr gut in unsere MINT-Strategie ein: Es geht darum, das Interesse junger Menschen – besonders auch von Mädchen und jungen Frauen – für Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik zu wecken und sie dazu bringen, sich dauerhaft dafür zu interessieren. Wir wollen Rheinland-Pfalz zu einem starken MINT-Land machen, denn MINT ist nicht nur spannend, es bieten sich angesichts einer großen Fachkräftenachfrage auch beste Berufsaussichten“, so Bildungsministerin Dr. Stefanie Hubig.

Mit dem Projekt „Wir sind Hirnforscher!“ macht die Gemeinnützige Hertie-Stiftung Schülerinnen und Schülern der dritten und vierten Klasse die Schaltzentrale unseres Körpers begreifbar. In einer Unterrichtsreihe für den Sachunterricht entdecken die Kinder mit vielen Materialien spielerisch das menschliche Gehirn. Highlight der Reihe ist der Roboter Herr Tie, der sehen, hören und tasten kann. Durch einen Blick ins Gehirn des Roboters finden die Kinder heraus, welcher Gehirnbereich wofür zuständig ist.

„Es freut uns sehr, dass Rheinland-Pfalz als nunmehr sechstes Bundesland die Hirnforscherboxen über Medienzentren flächendeckend zugänglich macht und wir Bildungsministerin Dr. Stefanie Hubig für die Schirmherrschaft gewinnen konnten", sagt Projektleiter Dr. Alexander Lehmann von der Hertie-Stiftung. „Wir sind Hirnforscher!“ ist seit diesem Schuljahr an zehn Standorten verteilt über das Bundesland verfügbar. Alle benötigten Materialien, Anleitungen und Arbeitsblätter finden sich in den Boxen und können von Grundschulen kostenfrei bei den teilnehmenden Medienzentren ausgeliehen werden. Pro Schule wird ein Boxenset verliehen, mit dem mehrere Klassen für 5 bis 6 Wochen arbeiten können. Dass nun zeitgleich mit den Hirnforscherboxen auch die Alzheimer-Koffer der Universität Kaiserslautern für weiterführende Schulen in Rheinland-Pfalz zur Verfügung stehen, zeigt die Relevanz der Themen rund um die Funktionsweise des Gehirns für verschiedene Jahrgangsstufen.

Der Alzheimer-Koffer der Technischen Universität Kaiserslautern ist das Produkt einer interdisziplinären Zusammenarbeit von Schule und Wissenschaft. Gemeinsam wurden Unterrichtsmodule sowie umfangreiche Material-Sammlungen entwickelt, um aktuelle Forschung zu einem gesellschaftlich relevanten Thema in die Schule zu bringen. Besonders wichtig war den Beteiligten hierbei, dass am Beispiel der Erforschung der Alzheimer-Demenz zahlreiche Themen aus den Bereichen Neurobiologie, Molekularbiologie und Genetik im Unterricht bearbeitet werden können. Insbesondere die Kombination aus Wissenschaft, durch Prof. Dr. Kins, und Schulpraxis – die Frank Harder und Esther Sternheim einbringen – sowie die fachdidaktische Einbindung digitaler Medien durch apl. Prof. Dr. Christoph Thyssen und Carsten Hoffmann ermöglichte die Entwicklung vielseitiger Materialien für Schülergruppen unterschiedlicher Altersstufen.

Alzheimer Demenz ist eine bislang unheilbare Krankheit, die zur Pflegebedürftigkeit führt und nicht nur das Leben der Betroffenen, sondern auch das ihres familiären Umfeldes massiv beeinträchtigt, wodurch auch Schülerinnen und Schüler mit diesem Thema in Kontakt kommen. Die Geschichte der Erforschung der Alzheimer Demenz ist eine ganz typische Forschungsgeschichte: Ausgehend von einem Wissenschaftler (Alois Alzheimer), der das Talent und die Fähigkeiten besaß, das Gehirn bis auf die mikroskopische Ebene zu untersuchen, entwickelte sich die Forschung weiter bis hin zu modernsten Analysetechniken im Bereich der aktuellen biomedizinischen Forschung. „Mit den Materialien des Koffers setzen wir die Schülerinnen und Schüler auf die Spur dieser Forschungsgeschichte. So erhalten sie einen Einblick in die Vorgehensweise der Forschung und welche Grundlagen man dafür braucht“, erklärt Frau Sternheim.

Dank der finanziellen Unterstützung durch die MINT-Strategie der Landesregierung und spezieller Landesförderprogramme der TU Kaiserslautern ist Rheinland-Pfalz das erste Bundesland, das den Alzheimer-Koffer über die Medienzentren allen Schulen zugänglich macht. Sämtliche Materialien, wie 3D-Hirnmodelle, mikroskopische Präparate, Präparationsanleitungen, Unterrichtsvorschläge und Arbeitsblätter, Filmmaterialen und digitale Tools befinden sich im Koffer und können ebenso wie das „Wir sind Hirnforscher“-Projekt von Schulen kostenfrei ausgeliehen werden.

Im nächsten Schritt wird der Koffer 2019 auch den Schulen in Baden-Württemberg über die dortigen Medienzentren bereitgestellt. Eine Ausweitung des „Alzheimer-Koffer“-Projekts auf weitere Bundesländer ist ebenfalls geplant. „So kann mit dem „Alzheimer-Koffer das Interesse an den MINT-Fächern und einem späteren Studium in diesem Bereich in Rheinland-Pfalz und über die Landesgrenzen hinaus gefördert werden“, betont der Vizepräsident für Studium und Lehre der TU Kaiserslautern, Dr. Stefan Löhrke.

Der Physiker und SAP-Mitgründer Klaus Tschira (1940-2015) rief 1995 mit privaten Mitteln die Klaus Tschira Stiftung (KTS) ins Leben. Heute gehört die KTS zu den großen Stiftungen Europas. Sie fördert Naturwissenschaften, Mathematik sowie Informatik und möchte zur Wertschätzung dieser Fächer beitragen. Die Unterstützung der Klaus Tschira Stiftung spiegelt sich in den drei Bereichen Bildung, Forschung und Wissenschaftskommunikation wider. Besonderen Wert legt sie dabei auf neue Formen der Vermittlung und Einordnung wissenschaftlicher Themen. Die KTS ist bundesweit tätig in Kindertagesstätten, Schulen, Hochschulen, Forschungseinrichtungen und eigenen Instituten. Für die Verwirklichung all dieser Ziele engagieren sich seit mehr als 20 Jahren Menschen innerhalb und außerhalb der Klaus Tschira Stiftung.

Weitere Infos unter: 
https://mint.bildung-rp.de   
www.ghst.de/herr-tie  
www.alzheimerkoffer.de  
www.klaus-tschira-stiftung.de