Hertie-Stiftung fördert soziale Selbsthilfeprojekte für Multiple-Sklerose-Erkrankte

Presse
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11.06.2015

• Ausgezeichnete Initiativen in NRW und dem Saarland

Frankfurt, Juni 2015. „Mischen Sie mit!“ – mit diesem Aufruf und einer damit verbundenen Ausschreibung in Höhe von 200.000 Euro hatte die Gemeinnützige Hertie-Stiftung im Herbst 2014 zum dritten Mal verschiedene soziale Institutionen zur Einreichung von Projektvorschlägen aufgerufen. Nun wurden die besten Projekte  von einer Jury zur Förderung ausgewählt: Selbsthilfe-Maßnahmen, die MS-Betroffenen eine Unterstützung im Alltag bieten und gleichzeitig einen Appell an den Handlungswillen engagierter Menschen richten und sie zum „Mitmischen“ bewegen – mit dem Ziel einer Verbesserung der Lebensumstände von MS-Erkrankten.

Insgesamt vier Anträge werden gefördert, drei Initiativen aus Nordrhein-Westfalen und ein Projekt im Saarland.

Dr. Eva Koch, Leiterin Multiple-Sklerose-Projekte der Hertie-Stiftung und Mitglied der Jury, erläutert: „Es ist ein schönes Zeichen, dass uns erneut so viele gute Anträge erreichten: Offenbar konnten wir mit diesem Projekt den Nerv der Zeit treffen. Darüber hinaus freuen wir uns, dass der Kooperationsgedanke funktioniert, denn genau diese Zusammenarbeit verschiedener Akteure möchten wir langfristig vermehrt fördern.“

Übersicht der mitMiSsion-Förderprojekte 2015

Gemeinschaftsantrag verschiedener DMSG-Landesverbände in Kooperation mit der Hochschule Fresenius und der Universität des Saarlandes, Sportwiss. Institut. 
Sportorientierte Kompaktschulungen für Menschen, die an Multipler Sklerose erkrankt sind

In zwei in 4-6wöchigem Abstand erfolgenden Wochenendworkshops für MS-Erkrankte (mit oder ohne ihre Partner) werden theoretische Hintergründe zu Sport und Training im Allgemeinen und Sport und Training für MS-Erkrankte im Besonderen vermittelt und das Wissen praktisch in die Tat umgesetzt, d.h. es wird trainiert. Jeder Teilnehmer erhält ein Trainingshandbuch, anhand dessen die Übungen zu Hause allein durchgeführt werden können. Nach etwa einem Jahr erfolgt ein Refresher-Workshop in Tagesform.

DMSG-NRW & MedEcon Ruhr GmbH
Aufbau eines MS-Netzwerkes für Kinder und Jugendliche Rhein-Ruhr

Insgesamt ist die Wachsamkeit für die kindliche oder die jugendliche MS in den letzten Jahren gestiegen. Ein nächster Schritt muss es sein, zur Verbesserung der Lebensqualität der Kinder/Jugendlichen und ihrer Familien beizutragen. Eine ortsnahe Betreuung der Kinder und Jugendlichen durch kompetente Fachleute aus unterschiedlichen Fachbereichen ist ein Teil dieses Weges.
Ziel des Projektes ist es daher, Kindern und Jugendlichen an Rhein und Ruhr ein Netzwerk an Ansprechpartnern und Behandlern in ihrer Nähe zu bieten, die im regelmäßigen Austausch stehen, um die Schwere der Erkrankung und ihre Folgen durch das Wissen aus verschiedensten Fachdisziplinen besser ertragbar zu machen - für Kinder und Eltern! Inhaltlich wird das Netzwerk durch die Kompetenzen von Neuropädiatern, Neurologen, Radiologen, Psychologen, Selbsthilfegruppen, Verbänden und niedergelassenen Schwerpunktpraxen getragen.


PariSozial - gemeinnützige Gesellschaft für paritätische Sozialdienste mbH in den Kreisen Minden-Lübbecke und Herford & örtliche Multiple-Sklerose-Selbsthilfegruppen
Durchführung von Empowerment-Trainings für Menschen mit Multipler Sklerose

Die Diagnosemitteilung und der Verlauf einer MS hinterlassen tiefe Spuren in der Lebensgeschichte der Betroffenen. Häufig führen die Symptome dieser chronischen Erkrankung zum Rückzug aus dem gesellschaftlichen Leben, zu Selbstwertproblemen und Resignation, zu Gefühlen von Hilflosigkeit und Ausgeliefertsein, da die gesamte Identität der Betroffenen, insbesondere von jungen Menschen, erschüttert wird. Gerade bei MS-Betroffenen, die sich bei einem schubförmigen oder chronisch progredienten, niemals aber vorhersagbaren Krankheitsverlauf mit sich ständig verändernden Gegebenheiten auseinandersetzen müssen, ist als ein wesentliches Unterstützungsangebot eine lebensbegleitende Beratung unverzichtbar.

Das gezielte Training in der Gruppe soll Menschen mit MS die Erfahrung einer veränderten Eigenwahrnehmung ermöglichen, sowie die Ziele einer selbstbestimmten Lebensgestaltung und eine Stärkung von Selbstvertretungs- und Selbsthilferessourcen aufzeigen. Das Empowerment-Training kann dabei mithelfen, die Lücke in der ganzheitlichen Unterstützung von Menschen mit MS zu schließen.

Bildungswerk Landessportbund NRW & DMSG-NRW
Aufbau eines inklusiven Sportzentrums - ein Projekt von Betroffenen für Betroffene

Bereits 2013 konnten die Projektpartner mit ihrem Projekt „Lass die Wattehülle fallen - zieh die Sportschuhe an!" das mitMiSsion-Vergabegremium mit ihrer Idee von (Abenteuer-)Sport bei MS begeistern. Die Ideen sind den Kooperationspartnern bis heute nicht ausgegangen: Der Aufbau eines inklusiven Sportzentrums soll zukünftig dabei helfen, noch mehr Menschen mit Handicap das Gefühl von Selbstwirksamkeit zu vermitteln, ihnen beim Ausbau von Fähigkeiten und beim Abbau von Ängsten und Zweifeln helfen und Mut, Lebensqualität und Gesundheit zu verbessern.

Pressekontakt
Julia Juckel
Gemeinnützige Hertie-Stiftung
Kommunikation
Tel. 069 66 07 56 – 172
JuckelJ@ghst.de
www.ghst.de/mitmission

Weltweit leben etwa 2 Mio. Menschen mit der Diagnose Multiple Sklerose, in Deutschland sind es mindestens 120.000 Betroffene. Die sogenannte Erkrankung mit den 1.000 Gesichtern ist eine chronische Erkrankung, die noch nicht heilbar ist. Die Gemeinnützige Hertie-Stiftung engagiert sich seit Beginn ihrer Arbeit im Bereich der Multiple-Sklerose-Erkrankung. Mit ihren Fördermitteln wurde 2001 das erste Institut für Multiple-Sklerose-Forschung (IMSF) in Deutschland errichtet. Zudem war die Stiftung an der Etablierung des speziellen Konzepts eines integrierten Behandlungs- und Forschungsinstituts beteiligt und stellt im Rahmen des Multiple-Sklerose-Einzelantragsverfahrens jährlich 1 Mio. EUR für Forschungsprojekte zur Verfügung. Die Hertie-Stiftung unterstützt außerdem – vor allem in Zusammenarbeit mit der Deutschen Multiple Sklerose Gesellschaft (DMSG) und dem Deutschen Caritasverband – Aktivitäten von Selbsthilfegruppen, gewährt Einzelfallhilfen und fördert die Selbstorganisation der Betroffenen.