„Zugewanderte brauchen mehr als Sprachkurse, Arbeit und Unterkunft“

Presse
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10.04.2019

John-Philip Hammersen, Geschäftsführer der Gemeinnützigen Hertie-Stiftung, fordert bedarfsgerechte Angebote für Zugewanderte

Frankfurt, 10. April 2019 – Zum Start der 14. Integrationsministerkonferenz, die am 11. und 12. April in Berlin stattfindet, fordert John-Philip Hammersen, Geschäftsführer der Gemeinnützigen Hertie-Stiftung, bedarfsgerechtere Angebote für Zugewanderte. „Wenn es um Integration geht, spricht die Politik fast schon reflexartig von Sprachkursen, Arbeit und Unterkünften für Zugewanderte. Selbstverständlich sind dies wichtige Voraussetzungen, um in einer Gesellschaft Fuß zu fassen. Damit Zugewanderte aber einen guten Beitrag zum Gelingen unseres Zusammenlebens leisten können, gehören vor allem Angebote dazu, die sich mit ihren alltäglichen Sorgen und Nöten befassen – und das sind oftmals Probleme, die uns weitgehend unbekannt sind.“

Frauen lernen Radfahren – weil es in der Heimat verboten war

So habe die Erfahrung aus der Projektarbeit zum Deutschen Integrationspreis (DIP) gezeigt, dass es für einen Großteil der geflüchteten Frauen erst mal ein Lernprozess sei, eigene Bedürfnisse zu erkennen und anzusprechen. „Genau hier setzt erfolgreiche Integrationsarbeit an“, sagt John-Philip Hammersen. „Das 2017 mit dem ersten Preis ausgezeichnete Projekt Bike Bridge bringt Frauen und Mädchen zum Beispiel das Fahrradfahren bei, weil es ihnen in ihren Heimatländern verboten war. Für uns in Deutschland unvorstellbar. Durch die neu gewonnene Mobilität können die Frauen allein Einkaufen fahren oder ihre Umgebung erkunden, und sie lernen ganz nebenbei die Sprache und die Verkehrsregeln.“     

Selbstbestimmte Sexualität als Tabu

Auch die Arbeit des Berliner Projektes Space2groW, das Gewinnerprojekt des Deutschen Integrationspreises 2018 der Hertie-Stiftung, zeige sehr deutlich, wo die alltäglichen Hürden liegen. „Viele geflüchtete Frauen erleben hier erstmals, dass sie ihre Sexualität und Familienplanung selbst in die Hand nehmen können“, sagt Hammersen. Beispiele dafür seien der einfache Zugang zu Verhütungsmethoden, die Möglichkeit von Schwangerschaftsabbrüchen und der offene Umgang mit der eigenen Sexualität – oft Tabuthemen in den Heimatländern.  „Dies beschäftigt die Frauen oft mehr als mangelnde Deutschkenntnisse. Gute Integrationsarbeit holt die Frauen und ihre Familien genau dort ab, wo die Probleme liegen. So entsteht eine Basis für weitere Entwicklungsschritte“, führt Hammersen weiter aus.

Am 7. Mai startet der Crowdfunding-Contest für den Deutschen Integrationspreis

Das Auswahlverfahren für den Deutschen Integrationspreis 2019 geht am 7. Mai in die nächste Runde, dann startet für 45 ausgewählte Projekte der Crowdfunding-Contest auf der Plattform Startnext. Bis zum 5. Juni haben die Teilnehmenden dann Zeit, ihr Funding-Ziel zu erreichen und möglichst viele Menschen zu begeistern. Die Gemeinnützige Hertie-Stiftung vergibt an die 20 Projekte mit den meisten Unterstützern und Unterstützerinnen Preisgelder von insgesamt 150.000 Euro.     

Foto: John-Philip Hammersen, Geschäftsführer der Gemeinnützigen Hertie-Stiftung

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