Fonds für Antisemitismus-Bekämpfung und Aufklärung

Mit dem "Fonds für Antisemitismus-Bekämpfung und Aufklärung" fördert die Hertie-Stiftung über ihr bereits vorhandenes Engagement hinaus zusätzlich Projekte und Initiativen, die sich für die Erforschung und Bekämpfung des Antisemitismus und für jüdisches Leben in Deutschland einsetzen. Durch Unterstützung von Bildungs- und Dialogprojekten wollen wir zur Aufklärung und  Stärkung der Gesellschaft und zu Toleranz beitragen.

Der "Fonds für Antisemitismus-Bekämpfung und Aufklärung" reflektiert unsere Haltung, die aus der historischen Verantwortung heraus entstanden ist. Die Geschichte der Gründerfamilie der Hertie-Warenhäuser, die unter dem Druck der Nationalsozialisten fliehen musste, erinnert uns stetig an die Notwendigkeit, Antisemitismus und Hass entschieden entgegenzutreten und jüdisches Leben in Deutschland zu schützen und zu fördern.

Der Fonds unterstützt durch die Vergabe von Einzelförderungen zwischen 3.000 und 50.000 Euro vielfältige Projekte und Initiativen, die sich der Aufklärung über Antisemitismus und der Förderung von Toleranz und Respekt verschrieben haben. Die Fördermöglichkeiten reichen von beispielsweise akademischen Stipendien über Ausstellungen, Schulprojekten bis zu Kampagnen in sozialen Medien. Aktuelle Beispiele finden Sie weiter unten.

Die Entscheidung über die Vergabe der Mittel muss unseren Förderrichtlinien entsprechen und wird unabhängig von der Höhe der Förderung im Steuerungskreis getroffen, um ein faires und transparentes Verfahren zu gewährleisten. Mit dem Fonds setzen wir ein Zeichen für eine weltoffene Gesellschaft und bringen unsere feste Überzeugung zum Ausdruck, dass durch Bildung und Dialog ein respektvolles Miteinander gefördert werden kann.

Durch den Fonds unterstützte Projekte und Initiativen

  • Gesellschaft der Freunde und Förderer der Stiftung Jüdisches Museum Berlin e.V. / „Spendenaufruf 2023“:   Regelmäßige, jährliche Förderung des Jüdischen Museums Berlin.
  • Schwarzkopf-Stiftung Junges Europa: Young Ambassadors against Antisemitism (YAAA):  Young Ambassadors Against Antisemitism (YAAAs) ist ein Netzwerk junger gesellschaftlich vielfältig positionierter Menschen in ganz Deutschland, die sich gegen Antisemitismus und Rassismus einsetzen. Sie treten ein für eine postmigrantische Erinnerungskultur und wollen als Peer-Experten die Zukunft und Gegenwart der postmigrantischen Gesellschaft mitprägen. Das Netzwerk wächst mit jedem neuen Jahrgang um eine Gruppe von zwölf jungen Menschen aus ganz Deutschland. Im Rahmen eines mehrmonatigen Fortbildungszyklus lernen die YAAAs Aktivisten, Wissenschaftler, Künstler, Vereine, Initiativen und Organisationen kennen. Gemeinsam mit ihnen setzen sie sich mit Antisemitismus und Rassismus, mit der Kritik hegemonialer Diskurse, der Reflektion der eigenen gesellschaftlichen Position(en) und der gesellschaftspolitischen Relevanz der Themen auseinander. Darauf aufbauend lernen sie, Positionen und Haltungen zu formulieren, eigene Projekte zu entwickeln und ihr Wissen weiterzugeben.
  • Verein zur Förderung des interreligiösen Dialogs an Bildungseinrichtungen e.V. Frankfurt/ Lea Fleischmann Bildungsprojekte:  Der Verein organisiert Unterrichtseinheiten in Schulen, bei denen Grundlagen des jüdischen Glaubens und des jüdischen Lebens vermittelt werden. Ziel ist es, Vorurteile abzubauen bzw. gar nicht erst entstehen zu lassen und aufzuzeigen, dass im jüdischen Leben völlig normale Menschen zuhause sind.
  • Adolf Rosenberger gGmbH/ “Operation Finale - How to catch a Nazi” Ausstellung zur Jagd auf A. Eichmann:  Die Ausstellung „Operation Finale“ ist aus den USA nach Deutschland gekommen und macht erste Station in München. Sie zeigt in Fotos, Filmaufnahmen, Dokumenten und Aussagen von Zeitzeugen, wie Adolf Eichmann aufgespürt und gefasst wurde. Die Ausstellung hat einen hochkarätig besetzten Beirat und wird von zahlreichen Persönlichkeiten aus der Politik unterstützt. Sie richtet sich an eine breite Öffentlichkeit, vor allem auch an Schulklassen und wird durch ein großes Angebot an Informationsmaterial und öffentliche Veranstaltungen begleitet.
  • Jüdische Gemeinde Frankfurt K.d.ö.R.: Ausstellung 75 Jahre Wiederbegründung Jüdische Gemeinde Frankfurt:  Die Jüdische Gemeinde in Frankfurt feierte 2023 den 75. Jahrestag ihrer Wiederbegründung und hat dazu – neben anderen Events – eine große Ausstellung gestaltet, die in zwölf Kapiteln das jüdische Leben in Frankfurt würdigt, von den Anfängen über die Zeit des Nationalsozialismus bis heute. Die Ausstellung ist noch bis Mai 2024 geöffnet.
  • Jüdisches Museum Frankfurt: Ausstellung “Metall & Gesellschaft” zu Wilhelm Merton:  Die Biografie Wilhelm Mertons (1848-1916) sowie sein unternehmerisches und soziales Vermächtnis sind vielschichtig und in gewisser Weise einzigartig. Seine Gründungen (u.a. die Metallgesellschaft), Stiftungen und Initiativen in Frankfurt am Main, im Deutschen Reich und weltweit wurden jedoch ab 1933 von den Nationalsozialisten verleugnet. Seine Söhne Alfred und Richard mussten 1938 und 1939 fliehen, das Unternehmen wurde „arisiert“. Die Ausstellung zeigte bis Anfang Januar 2024 in fünf Themen den Großunternehmer, den Sozialreformer, den Familienpatriarchen, die versuchte Auslöschung des Mertonschen Erbes und das unternehmerisch-soziale Vermächtnis.
  • MIND Prevention: Stark gegen Antisemitismus II (Schulungen bei Polizeibehörden): Die MIND prevention GmbH führt als Dienstleister das Projekt „Stark gegen Antisemitismus“ bei der deutschen Polizei durch. Die Fortbildungen und Vorträge sollen auf mehreren Ebenen sensibilisieren und befähigen: Im Erkennen von antisemitischen Symbolen, Gruppen, Aussagen und Handlungen, in deren korrekter Bewertung und im Umgang mit Opfern und Tätern. Nach Vorträgen der Vermittlung von Hintergrundwissen werden praxisnahe Beispiele bearbeitet. Hierfür nutzt das Team von MIND prevention die Methoden der Theaterpädagogik und stellt antisemitische Szenarien professionell und realitätsnah dar. Ziel ist es, teilnehmende Polizisten für antisemitische Aussagen, Handlungen und Symbole zu sensibilisieren und sie für ihre Arbeit und die Auseinandersetzung des im Polizeialltag relevanten Themas Judenfeindlichkeit und Antisemitismus zu schulen. Nur ein sicherer Umgang mit Antisemitismus und ein gezieltes Eingreifen der BeamtInnen bei Bedrohungslagen kann zur Wiedergewinnung eines Sicherheitsempfindens der Betroffenen führen. Die handelnden PolizistInnen spielen dabei die entscheidende Schlüsselrolle. Deshalb ist es von großer Relevanz, sie im Umgang mit dem Problem Antisemitismus zu stärken und auf zukünftige Situationen vorzubereiten. In den Fortbildungen wird den teilnehmenden Beamten Wissen zu klassischem, rechtsradikalem, israelbezogenem, muslimischem und auch aus Verschwörungstheorien resultierendem Antisemitismus vermittelt.
  • "House of One": Interreligiös gegen Antisemitismus und religiösen Fundamentalismus (Bildungsarbeit der Stiftung in Schulen):  Das „House of One“ ist ein neu geschaffener Begegnungsort in Berlin: Juden, Christen und Muslime bauen gemeinsam ein Haus, unter dessen Dach sich eine Synagoge, eine Kirche und eine Moschee befinden. Ein Haus des Gebets, der interdisziplinären Lehre und der Begegnung. Die Seminarreihe „Interreligiös gegen Anti-Semitismus“ richtet sich vor allem an Schülerinnen und Schüler an Brennpunktschulen in Berlin und Brandenburg.
  • Projekt Tietz-Büste:  Im Garten des Stiftungshauses am Grüneburgweg 105 in Frankfurt wird eine Bronzebüste von Oscar Tietz aufgestellt, als Erinnerung an den Gründer der Tietz-Warenhäuser, aus denen später Hertie hervorging. Mit einer Plakette wird der Bezug zu seinem Onkel Hermann Tietz hergestellt, der der Namenspatron ist (HERmann TIEtz). Der Auftrag an den Künstler wurde im Februar 2024 erteilt.
Kontakt

Elisabeth Niejahr

John-Philip Hammersen

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