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STUDIE DER GESELLSCHAFT FÜR UNTERNEHMENSGESCHICHTE

Verfolgt, "arisiert", wiedergutgemacht?

Mit dem Buch „Verfolgt, „arisiert“, wiedergutgemacht? Wie aus dem Warenhauskonzern Hermann Tietz Hertie wurde” legen die Professoren Johannes Bähr und Ingo Köhler eine wissenschaftlich-historische Untersuchung zur „Arisierung” des Warenhauskonzerns Hermann Tietz in der NS-Zeit und zum „Wiedergutmachungsprozess” in den Nachkriegsjahren vor. Den Auftrag zur Studie erteilte die Gemeinnützige Hertie-Stiftung, mitfinanziert und unterstützt wurde sie auch von der Karg’schen Familienstiftung.

Die Ergebnisse der Studie im Überblick

Die Familie Tietz/Zwillenberg wurde nach der NS-Machterlangung schnell aus ihrem Warenhauskonzern gedrängt. Ihr Ausscheiden aus der Hermann Tietz OHG, zu der über 30 Konzerngesellschaften gehörten, gilt als eine der größten „Arisierungen“ der Anfangsjahre des NS-Regimes. Die Studie zeigt, wie die Inhaberfamilie 1933 unter Druck der im Warenhaussektor besonders radikalen antisemitischen Anfeindungen geriet und genötigt wurde, den Konzern in einem Auseinandersetzungsvertrag vom August 1934 abzugeben. Dargelegt wird auch, welch hohe Verluste die Familie dabei erlitt. Anders, als später behauptet wurde, kann von einer „fairen Behandlung“ nicht die Rede sein.

Die Firma Hermann Tietz wurde von der Hertie Kaufhaus-Beteiligungs GmbH übernommen, die eigens dafür von Banken gegründet worden war, und unter dem Namen Hertie Waren- und Kaufhaus GmbH weitergeführt. Hertie-Geschäftsführer Georg Karg profitierte als Zweiterwerber von der „Arisierung“, da er die Anteile des Unternehmens ab 1937 den Banken abkaufen konnte. In der Studie wird erstmals beschrieben, wie ihm dies gelang, und wie er zudem kleine Kaufhäuser aus jüdischem Eigentum übernahm.

Die Wege der Familien Tietz und Zwillenberg trennten sich mit der Emigration. Die Familie Tietz emigrierte 1937 in die Schweiz und später weiter nach Kuba und in die USA. Hugo Zwillenberg kam 1938 in KZ-Haft, konnte dann mit seiner Frau und seinen Kindern in die Niederlande flüchten, wo die Familie 1943 nur knapp der Deportation entging. Das in Deutschland verbliebene Vermögen wurde den Familien Tietz und Zwillenberg zu einem großen Teil von den Behörden des NS-Staats geraubt.

Frank - J. Weise, ehemaliger Vorstandsvorsitzender der Hertie-Stiftung

"Die Gemeinnützige Hertie-Stiftung ist aus dem unternehmerischen Erfolg in der Nachkriegszeit entstanden, die Grundlagen dafür hat Georg Karg aber früher geschaffen. Deshalb gehört zu unserer Verantwortung nicht nur die Aufarbeitung und Veröffentlichung dieser Erkenntnisse, sondern auch die Anerkennung des Unrechts, das der Familie Tietz widerfahren ist, sowie das Bewahren ihres Andenkens."

Die Studie beschränkt sich nicht allein auf den „Arisierungsfall“, sondern bezieht die Restitutionsverfahren in der Nachkriegszeit mit ein, um das historische Bild zu komplettieren. Hertie bestritt zunächst die Ansprüche der Familien Tietz und Zwillenberg, war aber wie diese an einer raschen Regelung der Ansprüche interessiert, um Rechtssicherheit für den Neubeginn des Konzerns zu erlangen. Im Oktober 1949 einigten sich beide Seiten auf einen Vergleich, der ungewöhnliche Bestimmungen enthielt. Drei Warenhäuser wurden rückübertragen und anschließend unter Umsatzbeteiligung der Inhaber an Hertie verpachtet. Bis Anfang der 1970er Jahre blieben beide Seiten dadurch geschäftlich verbunden. Die Studie gibt einen vertieften Einblick in diese bislang unbekannte Begegnungsgeschichte zwischen dem ehemaligen Profiteur Karg und den Opfern der antijüdischen Verdrängung.

Eine Broschüre mit den wichtigsten Informationen rund um Historie und Studie, autorisiert durch die Wissenschaftler der Gesellschaft für Unternehmensgeschichte, finden Sie hier.

Die Studie ist unter dem Titel "Verfolgt, "arisiert", wiedergutgemacht?" im Siedler Verlag in Buchform erschienen und kann im Buchhandel erworben werden.

Videoaufzeichnung der Buchvorstellung

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Engagement der Hertie-Stiftung

Der "Fonds für Antisemitismus-Bekämpfung und Aufklärung" reflektiert unsere Haltung, die aus der historischen Verantwortung heraus entstanden ist. Die Geschichte der Gründerfamilie der Hertie-Warenhäuser, die unter dem Druck der Nationalsozialisten fliehen musste, erinnert uns stetig an die Notwendigkeit, Antisemitismus und Hass entschieden entgegenzutreten und jüdisches Leben in Deutschland zu schützen und zu fördern.

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