Frankfurt, 17. Oktober 2020. Eine unabhängige wissenschaftliche Aufarbeitung der Vorgeschichte des Vermögens der Gemeinnützigen Hertie-Stiftung soll noch in diesem Jahr beginnen. Einen entsprechenden Beschluss hat der Vorstand der Stiftung im März 2020 einstimmig gefasst. Die Gespräche zu Umfang und Form der Arbeit mit in Frage kommenden Forschern sind weit fortgeschritten.
Die Vorgeschichte der Hertie Warenhäuser und damit auch der Gemeinnützigen Hertie-Stiftung ist dem Vorstand stets bewusst gewesen. Jedoch waren zwei Vorstudien in den Jahren 2000 und 2008 zu dem Ergebnis gekommen, dass die Quellenlage sehr spärlich ist. Die Vorstudie aus dem Jahr 2000 von der renommierten Gesellschaft für Unternehmensgeschichte kam zu dem Schluss, dass die verfügbaren Informationen kaum noch ausreichten, um die Geschichte des Unternehmens Hertie und der Unternehmerpersönlichkeit Georg Karg nachzuzeichnen. Die zweite erwartete „höchstens ein Mosaik mit vielen Fehlstellen“. Beide Studien listen nur Quellen auf. Sie werten diese weder aus, noch stellen sie geschichtliche Zusammenhänge her. Daher sind diese Studien für eine Veröffentlichung nicht geeignet.
„Selbstverständlich stellt sich die Hertie-Stiftung der Vergangenheit“, sagt der Vorstandsvorsitzende Frank-Jürgen Weise. „Digitalisierung ermöglicht eventuell die Erschließung neuer, bisher unbekannter Quellen, daher wollen wir erneut versuchen, die Vorgeschichte zu klären, soweit es möglich ist.“
Mit ausreichender Sicherheit lässt sich heute nur sagen, dass der Übergang der Hertie-Warenhäuser von der jüdischen Gründerfamilie Tietz auf Georg Karg im Jahr 1933 eine „Arisierung“ war. Die Rolle von Georg Karg dabei ist bislang nicht untersucht.
Die Karg-Stiftung, eine Gründung des Sohnes von Georg Karg, Hans-Georg Karg, und seiner Frau Adelheid, sowie die Karg´sche Familien-Stiftung haben ihr Interesse an einer wissenschaftlichen Untersuchung der Hertie Unternehmensgeschichte ebenfalls versichert.
Mit der Her-Tietz-Initiative, einem Zusammenschluss von aktuellen und ehemaligen Studierenden der Hertie School, die sich für einen offenen und verantwortungsvollen Umgang mit der Geschichte der Gemeinnützigen Hertie-Stiftung einsetzt, für ein aktives Gedenken der Opfer der Shoa und für die Bekämpfung des zunehmenden Antisemitismus heute, steht die Stiftung dazu ebenfalls im Kontakt. Ihre Anregungen haben die Entscheidungsprozesse in der Stiftung mit vorangebracht.
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Gemeinnützige Hertie-Stiftung, Julia Ihmels (Kommunikation)
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