Frankfurt, 22. September 2020. Treffpunkte für junge Menschen, Anbindung an den öffentlichen Personennahverkehr und die Förderung kultureller Events – es gibt zahlreiche kommunalpolitische Themen, die Jugendliche betreffen. Wie können sie ermutigt werden, sich politisch zu engagieren? Unter dieser Leitfrage ruft die Gemeinnützige Hertie-Stiftung das neue Projekt „Jugend entscheidet – Das Hertie-Programm für innovative Kommunen“ ins Leben.
Bis zum Jahr 2023 werden insgesamt 25 Kommunen aus ganz Deutschland Jugendliche zwischen 12 und 15 Jahren in reale, kommunalpolitische Prozesse einbeziehen. Sie geben in einem begleiteten Verfahren eine konkrete Entscheidung zu einem Thema, das junge Menschen vor Ort bewegt, ab. Das Ziel ist, dass die Jugendlichen auf unmittelbarem Weg lernen, wie Demokratie funktioniert und was es heißt, sich aktiv in die Mitgestaltung der eigenen Lebenswelt einzubringen. Die Kommunen profitieren von der Sichtweise der Jugendlichen und von der neuen Idee für mehr Beteiligung.
„Mit Projekten wie Jugend debattiert und der Start-Stiftung zeigen wir schon seit Jahren unsere Kompetenz im Bereich der politischen Bildung. Dieses Know-how lassen wir in das neue Projekt einfließen. Die Beteiligung von jungen Menschen an politischen Prozessen ist wichtig für die Zukunftsfähigkeit unserer Gesellschaft. Wir wollen, dass Jugendliche wirkungsvolle Entscheidungen an dem Ort treffen können, wo sie leben“, sagt Dr. h. c. Frank-J. Weise, Vorsitzender der Gemeinnützigen Hertie-Stiftung.
Das Beteiligungsverfahren in der Kommune
Kern des Beteiligungsprozesses ist ein mehrteiliges Entscheidungsverfahren, bei dem die Jugendlichen zunächst Themenvorschläge erarbeiten. Im Anschluss wählen Politik und Verwaltung eine Auswahl an Themen aus und bereiten nach einer gemeinsamen Diskussion mit den 12- bis 15-Jährigen eine konkrete Entscheidungsfrage mit mehreren Antwortmöglichkeiten vor. Über diese Optionen stimmen die Jugendlichen und die Kommunalpolitiker schließlich in einer öffentlichen Ratssitzung ab. Jede Kommune erhält eine eigene, professionelle Prozessbegleitung. Die Jugendlichen werden in Veranstaltungen vor Ort von dem Verein „Politik zum Anfassen e. V.“ unterstützt, der ebenfalls langjährige Expertise im Bereich politischer Bildung für Kinder und Jugendliche hat.
Um im Rahmen von „Jugend entscheidet“ lokale Veranstaltungen vor Ort durchführen zu können, erhalten die teilnehmenden Kommunen zudem eine finanzielle Unterstützung von 5.000 €. Gefördert werden kleine und mittelgroße Städte und Gemeinden mit bis zu 100.000 Einwohnerinnen und Einwohnern.
Gestern Abend stellte die Gemeinnützige Hertie-Stiftung das Projekt in einer Podiumsdiskussion vor. Dort sagte Dr. Robert Habeck, Bundesvorsitzender von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: „Junge Menschen definieren sich heutzutage über Selbstwirksamkeit, wollen einen Unterschied für die Demokratie machen und etwas zur Gesellschaft beitragen.“ Auch Prof. Dr. Klaus Hurrelmann, Professor of Public Health and Education an der Hertie School, betonte die Bedeutung von Partizipation junger Menschen in der Politik: „Wenn sich in regionalen Themen globale Themen spiegeln, dann sind Jugendliche besonders engagiert. Diese junge und politisch versierte Generation verdient eine Chance auf Beteiligung.“
Wer kann sich bewerben?
Bis zum 4. Dezember 2020 können sich Kommunen, die bereit sind, eine echte politische Entscheidung an Jugendliche abzugeben, für „Jugend entscheidet“ bewerben. Voraussetzung ist, dass sie nicht mehr als 100.000 Einwohner zählen, bislang keine institutionalisierten Gremien der Jugendbeteiligung haben und für das Vorhaben die Unterstützung der kommunalen Spitze finden. Aus den Bewerbern wählt die Hertie-Stiftung zehn Kommunen aus, die an der ersten Beteiligungsrunde teilnehmen. Die daraus resultierenden Erfahrungen fließen in die zweite Runde mit 15 teilnehmenden Kommunen ein.
Weitere Informationen: www.ghst.de/jugend-entscheidet
Webseite des Projektes: www.jugendentscheidet.de
Video zum Projekt: https://youtu.be/f_Qi1fz-ap4