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Dr. Nikolaus Wenger, Foto: Philip Bartz für VolkswagenStiftung.
Interview mit Dr. Nikolaus Wenger

Mich hat das Thema Bewegung schon immer fasziniert

Dr. Nikolaus Wenger von der Klinik für Neurologie mit Experimenteller Neurologie am Campus Charité Mitte gehört zu den Fellows der Hertie Academy. Wir sprechen mit ihm über sein Interesse an der klinischen Hirnforschung und den perfekten Tag.
Gehirn erforschen

Was hat Sie dazu bewegt, in die klinische Hirnforschung zu gehen? 

Mich hat das Thema Bewegung schon immer fasziniert. Die Fähigkeit von Menschen, fein koordinierte Bewegungen zu erlernen – sei es beim Fahrradfahren, Ski fahren oder Klavier spielen. Mein Vater war neurologischer Kinderarzt und hat mich in seiner Tätigkeit öfter zu Ski-Wochen mitgenommen, bei denen auch Kinder mit neurologischen Krankheitsbildern teilgenommen haben. Das sind meine ersten Erinnerungen, die ein frühes Bewusstsein und Interesse an Bewegungsstörungen geweckt haben. 

Einfach erklärt: Woran arbeiten Sie momentan? Was wollen Sie damit erreichen? 

Ich versuche mittels elektrischer Stimulationsverfahren am Rückenmark, die Gangfunktion von neurologischen Patienten zu verbessern. Fortschritte konnten wir bisher etwa bei der Behandlung von Querschnittpatienten und deren Beinbewegungen erzielen. In einem neuen Ansatz stellt sich nun die Frage, inwiefern auch andere Patientengruppen, z.B. mit einer Parkinson-Erkrankung oder Schlaganfall-Folgen, von der Rückenmarksstimulation profitieren könnten.

"Die HErtie Academy bietet allen Fellows ein berufsbegleitendes Mentoring zum Umgang mit Organisations- und Führungsaufgaben an. Das hat mir sehr geholfen."

Wann bzw. wo haben Sie die besten Ideen?

In meinem Fall entstehen die Gedanken oft unterbewusst und nehmen nach dem Frühstück oder beim Fahrradfahren zur Arbeit konkrete Formen an. Ich notiere mir dann alles, um die Gedanken nicht zu verlieren. Es sind mittlerweile sehr viele Notizen. Meine Studierenden haben mir kürzlich eine Mappe angelegt mit der Aufschrift: ‚High-Throughput-Note-Taking‘, wohl damit mein Schreibtisch in Ordnung bleibt.

Gibt es bereits ein konkretes Beispiel, wie Sie vom Hertie Network / der Hertie Academy profitiert haben?

Die Hertie Academy bietet allen Fellows ein berufsbegleitendes Mentoring zum Umgang mit Organisations- und Führungsaufgaben an. Das hat mir sehr geholfen, mich selbst und mein berufliches Umfeld besser zu reflektieren, Erwartungen rascher zuzuordnen und Charakterrollen in Teams schneller zu erkennen. Es hat mir auch dabei geholfen, meinen Mitarbeitenden in Gesprächen zu signalisieren, dass ich ihre Wünsche wahrgenommen habe. All das hat mein Arbeiten in Gruppenstrukturen effizienter und entspannter gemacht. Dadurch finde ich auch mehr Zeit für eigene, konzentrierte Arbeit. 

Der perfekte Tag – wie sieht der für Sie aus?

Eine Wanderung! Losgehen im Sonnenaufgang, neue Wege beschreiten, sich gegenseitig beim Aufstieg helfen, Anstrengungen überwinden, den Gipfel genießen. Für mich auch ein Sinnbild für das Arbeiten in der Forschung. 

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