Erkenntnisse der Hertie-Stiftung zeigen, dass vor allem Ganztagsschulen erfolgreich darin sind, Schülern soziale Kompetenzen zu vermitteln und sie ausbildungsreif zu machen – auch kognitive Fähigkeiten können gesteigert werden
Frankfurt, 15. April 2016 – Die aktuelle Studie zur Entwicklung von Ganztagsschulen (StEG) liefert Befunde, dass sich Ganztagsangebote positiv auf die Persönlichkeitsentwicklung von Kindern auswirken. Voraussetzung dafür ist nach Ansicht der Studienverfasser jedoch eine hohe pädagogische Qualität der Angebote. Aus Sicht der Gemeinnützigen Hertie-Stiftung sprechen vor allem sechs Kriterien für eine hohe Qualität des schulischen Angebots, auf die Eltern bei der Schulauswahl besonders achten können.
Erkenntnisse aus Deutschlands größtem Schulwettbewerb „Starke Schule“
„Eine gute Schule vermittelt Schülern sowohl kognitive als auch soziale Kompetenzen, ermöglicht ihnen einen guten Abschluss und fördert die weitere Bildungskarriere. Es zeigt sich, dass vor allem Ganztagsschulen den nötigen Raum dafür bieten“, sagt Susanne Wiegmann, Leiterin des Wettbewerbs „Starke Schule – Deutschlands beste Schulen, die zur Ausbildungsreife führen“ bei der Gemeinnützigen Hertie-Stiftung.
Im Rahmen des bundesweit größten Schulwettbewerbs „Starke Schule“ werden Schulen der Sekundarstufe I ausgezeichnet, die sich in besonderer Weise für ihre Schüler einsetzen, ihnen individuelle Entwicklungsmöglichkeiten bieten und ein guter Lern- und Lebensort für alle sind. „Unter den bei ‚Starke Schule‘ ausgezeichneten Schulen befinden sich überproportional viele Ganztagsschulen. Die Gewinnerschulen fördern gleichermaßen Ausbildungsreife und Persönlichkeit und haben klare Qualitätsmaßstäbe etabliert“, erklärt Wiegmann.
Sechs Kriterien ausschlaggebend
„Viele Eltern fragen sich, woran sie eine Schule erkennen können, die gute Entwicklungsperspektiven für ihre Kinder bietet. Die Hertie-Stiftung hat dafür sechs Kriterien identifizieren können“, erklärt Susanne Wiegmann.
Die individuelle Förderung von Schülern ist ein zentraler Aspekt – dazu zählen Unterrichtsformen, in denen Schüler auch in größeren Gruppen individualisierte Lernangebote erhalten ebenso wie spezielle Förderkurse.
Zweitens gelingt es "Starken Schule", mit einer Atmosphäre von gegenseitiger Wertschätzung einen guten Lern- und Lebensort für alle zu etablieren. Dazu gehört auch ein klares Konzept für das Thema Inklusion, mit dem die Heterogenität der Schülerschaft als Chance genutzt wird.
Dritter Aspekt ist die Gestaltung des Übergangs ins Berufsleben als mehrjähriger und stufenförmiger Prozess. Dabei spielen vor allem eine gute fächerübergreifende Abstimmung und die Kooperationen mit außerschulischen Partnern eine zentrale Rolle.
Viertens geht es darum, Eltern als Bildungspartner einzubinden und mit ihnen regelmäßig die fachlichen Leistungen sowie die soziale Entwicklung ihrer Kinder zu beraten – dadurch erhalten Eltern Hinweise, wie sie ihre Kinder außerhalb der Schule selbst fördern können.
Fünftens sind Kooperationskonzepte mit Partnern aus dem lokalen und regionalen Umfeld von Bedeutung. Dies sind Handwerk und Betriebe ebenso wie Vereine, Theater oder Hochschulen. Mit dieser Netzwerke können Schulen ihren Schülern lebensnahe Erfahrungen und vielfältige Perspektiven ermöglichen.
Schließlich ist für all das die beständige Qualitätsentwicklung ein zentraler Aspekt. Dazu zählen regelmäßige Fortbildungen für Lehrer ebenso wie interne und externe Evaluationsverfahren, aber auch gute Kooperationsstrukturen – etwa in Form von klassenübergreifender Kooperation zwischen Lehrkräften und Steuerungsgruppen für die Schulentwicklung.
Starke pädagogische Konzepte können kognitive Fähigkeiten fördern
„An Schulen, die sich in besonderer Weise um die persönliche Entwicklung von Schülern bemühen, zeigen sich auch Lernerfolge“, sagt Susanne Wiegmann. Demnach liegt der Anteil der Schulabgänger ohne Abschluss bei den Teilnehmern von „Starke Schule“ bei unter drei Prozent, im Bundesdurchschnitt sind es sechs Prozent. „Starke pädagogische Konzepte haben durchaus eine Auswirkung auf kognitive Fähigkeiten von Schülern. Das lässt sich nicht nach einem Halbjahr messen, zeigt sich aber, wenn Schüler über mehrere Jahre ermutigt und gestärkt werden“, erklärt Wiegmann. „Ganztagsschulen bieten dafür den passenden Rahmen, weil sie mehr Raum für individuelles Lernen und soziale Aktivitäten jenseits des verpflichtenden Lehrplans bieten.“
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