Beruf:Politik
Denn nur wer mitmacht,
kann verändern
Die liberale Demokratie steht unter Druck. Das Vertrauen in die etablierte Politik erodiert, auch das in ihre Repräsentanten in Parlamenten, Parteien und Behörden. Politiker werden abgelehnt, oft auch persönlich angefeindet und bedroht, was es wiederum schwerer macht, engagierte Bürger für Ämter zu gewinnen. Gerade auf kommunaler und auf der Landesebene fehlt Nachwuchs aus allen Teilen der Gesellschaft. Diese Entfremdung droht unser Zusammenleben zu beschädigen. Das Projekt „Beruf:Politik“ soll dem entgegenwirken.
Es geht nicht nur um Macht
Immer weniger Menschen kandidieren für ein politisches Amt. Vor allem in Städten und Gemeinden gibt es immer weniger überzeugende Kandidaten, die sich zur Wahl stellen. Integre politische Führung bleibt so zu oft auf der Strecke. Es fehlt an Sachverstand, Erfahrung, Einsatz und am langen Atem. Zugleich haben immer mehr Bürgerinnen und Bürger das Gefühl, Politiker wollten vor allem Wahlen gewinnen und lediglich Macht erringen oder erhalten. Ideologien und Gefühle dominieren in Auseinandersetzungen gegenüber Fakten, Einsichten stehen gegen Interessen, Glaubwürdigkeit gegen Misstrauen. Gute Politiker bringen eine Mehrheit hinter sich, gewinnen Macht, gestalten mit Mut.
Vielfalt geht anders: Wer sitzt im Parlament und warum?
Zu viele Menschen fühlen sich im politischen Betrieb nicht vertreten. Parlamente, egal ob Kreistag, Landtag oder Bundestag, spiegeln in ihrer Zusammensetzung den gesellschaftlichen Wandel nicht ausreichend wider. Der Bundestag wird von Juristen, Betriebswirten, Politologen und Pädagogen dominiert. Menschen mit Migrationsgeschichte, Frauen, Nichtakademiker, Mittelständler oder Freiberufler sind deutlich weniger vertreten. Zwar waren Parlamente nie ein genaues Abbild der Bevölkerung, Abgeordnete sind zudem nach Artikel 38 Grundgesetz „nur ihrem Gewissen unterworfen“ und sollten sich nicht nur als Fürsprecher der sozialen Gruppe verstehen, aus der sie selbst stammen. Dennoch repräsentieren sie Geschlechter, Berufe, Regionen und Milieus – und es ist wichtig, unterschiedliche Perspektiven in die politische Gestaltung einzubringen. Zudem sollen Menschen aus unterschiedlichen Milieus vergleichbare Chancen haben, das Gemeinwesen zu gestalten und zu prägen.
Politiker als Projektionsfläche
Viele Politiker engagieren sich rund um die Uhr für das Gemeinwesen. Trotzdem ist es populär geworden, sie pauschal für unfähig zu halten, sie persönlich verantwortlich zu machen, auch dann, wenn sie es nicht sind. Die komplexen und widersprüchlichen Anforderungen an Politiker werden oft ausgeblendet. Das Projekt Beruf:Politik ermutigt zum kritischen Blick darauf, welche Urteile über Politiker richtig sind – und welche reine Klischees. Gute Politik akzeptiert berechtigte Interessen, auch die von anderen.
Demokratie braucht Einsatz
Viele Menschen engagieren sich außerhalb von Parlamenten und Parteien für das Gemeinwesen, würden gerne mehr tun, und schrecken doch vor dem Schritt in die Politik zurück. Mitunter sind gerade das Personen, die viel beitragen könnten für eine bessere Politik. Das Projekt Beruf:Politik der Hertie-Stiftung soll ermutigen, auch Ämter und Mandate anzustreben. Eine Demokratie ist schließlich nur so stark wie die Bürger, die sie tragen. Es ist notwendig, dass mehr Menschen und mehr unterschiedliche Menschen bereit sind, sich auf allen Ebenen, von der Kommune bis zur Bundespolitik, für das Gemeinwesen einzusetzen.
Aktivitäten im Projekt Beruf:Politik
Videoreihe: Talking.Politics
Politik verstehen, Engagement unterstützen, Demokratie stärken. Die Video-Reihe der Hertie Stiftung spricht mit Expertinnen und Experten rund um den politischen Betrieb.
Zur Videoreihe
Workshops für Einsteiger
Sie überlegen, auf kommunaler Ebene Politik zu machen? In gebührenfreien Workshops in Berlin geben erfahrene Praktiker und Experten der Hertie School Einblicke in den politischen Betrieb. Aktuell ist die Bewerbung für den Workshop für Alleinerziehende am 9.-10. März 2022 möglich.
Beruf:Politik Kongress
Zwei Tage Debatten, Workshops und Interventionen zum Berufsbild von Politikern und zu konkreter politischer Arbeit. Zum Nachdenken und Mitmachen. Für Profis und die, die es werden wollen. Auftakt in der Paulskirche am Freitagabend.
Challenge: Über Fehler reden
Viele Missstände könnten schneller behoben werden, wenn sich in der Politik eine Kultur verankern ließe, zu der auch Scheitern, Neuanfänge und das öffentliche Lernen aus Fehlern gehören. Wir haben Politikerinnen und Politikern gebeten, über Fehler zu sprechen.
Kontakt
Weiterlesen.
Eine Video-Reihe der Hertie-Stiftung. Politik ist auch Handwerk. Vieles kann man lernen. Wir haben deshalb Expertinnen und Experten, Politikerinnen und Politiker gebeten, in kurzen Videos zu erklären, worauf es in der Politik ankommt. Wir haben sie gebeten, Fragen zu beantworten, die sich vor allem Neulinge in der Politik stellen.
Nie war es wichtiger, gut regiert zu werden. Die Hertie-Stiftung und die Hertie School Executive Education laden Menschen, die sich in Kommunen, den Bundesländern oder im Bund in der Politik engagieren wollen, nach Berlin ein. Im Rahmen von zweieinhalbtägigen Workshops bieten wir Ihnen die Möglichkeit, sich mit Expertinnen und Experten praxisorientiert mit den vielfältigen Herausforderungen der politischen Arbeit auseinanderzusetzen – ein Angebot für alle, die über einen Wechsel in die Politik nachdenken.