Eine Million Euro für neues Demokratie-Projekt

Presse
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24.06.2020

Um Demokratie positiv erfahrbar zu machen, hat die Gemeinnützige Hertie-Stiftung unter Leitung der neuen Geschäftsführerin Elisabeth Niejahr mehrere neue Initiativen entwickelt.

Frankfurt am Main, 24. Juni 2020. Ob Bürger Vertrauen in die Demokratie haben, hängt stark von ihren Erfahrungen im Alltag ab. Um Demokratie positiv erfahrbar zu machen, hat die Gemeinnützige Hertie-Stiftung mehrere neue Initiativen entwickelt. Unter Leitung von Elisabeth Niejahr, die seit Jahresbeginn den Bereich „Demokratie stärken“ verantwortet, werden mit Unternehmen neue Zielgruppen in den Blick genommen und neue Entscheidungsverfahren erprobt. Allein für „Jugend entscheidet“, ein Projekt für Kommunen und Jugendliche, stellt die Hertie-Stiftung über eine Million Euro bereit.

„Die gesellschaftliche Polarisierung in Deutschland hat spürbar zugenommen. Deshalb ist unser Arbeitsgebiet ‚Demokratie stärken‘ so aktuell und wichtig wie nie. Wir möchten jetzt einen Beitrag dazu leisten, dass demokratische Werte wie Pluralismus, Respekt vor Andersdenkenden, Meinungsfreiheit und Rechtsstaatlichkeit nicht nur gefordert, sondern im Alltag auch praktiziert werden“, sagt Elisabeth Niejahr, Geschäftsführerin der Hertie-Stiftung.

Neues Projekt für Kommunen und Jugendliche
Das Projekt „Jugend entscheidet“ bringt zwei Gruppen zueinander, die bislang zu wenig Schnittstellen haben: Kommunalpolitiker und Jugendliche. Aktuell wird die junge Generation kaum durch politische Parteien erreicht und häufig fehlt das Verständnis und die Wertschätzung für Kommunalpolitik. Mit „Jugend entscheidet“ soll das geändert werden: Kommunalpolitiker delegieren reale Entscheidungen an Jugendliche, eingebunden in einen professionell moderierten Prozess. Jugendliche erfahren so, dass sie politisch wirksam sein können, wenn sie sich aktiv beteiligen. Gleichzeitig lernen Kommunalpolitiker die Bedarfe von Jugendlichen besser kennen. Eine bundesweite Ausschreibung für interessierte Kommunen startet im Herbst 2020. Bewerben können sich Städte und Gemeinden mit bis zu 100.000 Einwohnern, die erste Erfahrungen mit Jugendbeteiligung sammeln und anschließend ausbauen möchten.

Auch Arbeitgeber in den Blick nehmen
Während viele Demokratie-Initiativen auf Jugendliche zielen, sind es häufig Ältere, die anfällig für gezielte Desinformationskampagnen sind. Diese Gruppe ist vor allem über Bildungsangebote am Arbeitsplatz zu erreichen. Zusammen mit dem Institute for Strategic Dialogue gründet die Hertie-Stiftung den „Business Council for Democracy“. Unternehmen aller Größen werden darin unterstützt, ihre Mitarbeitenden im Bereich der digitalen Bürgerkultur und Online-Bedrohungen zu schulen. Damit können Unternehmen nicht nur einen Beitrag zum Erhalt eines freiheitlichen Gemeinwesens leisten, sondern sie tragen auch dazu bei, dass Deutschland und das eigene Unternehmen attraktiv für Arbeitskräfte aus anderen Teilen der Welt bleiben. Geplant ist, dass der „Business Council for Democracy“ Kriterien für ein Gütesiegel entwickeln und vorbildliche Unternehmen auszeichnen wird.

Weitere Initiativen im Bereich „Demokratie stärken“
Ein neues Gesprächsformat soll dazu beitragen, mehr Transparenz über das Handeln gewählter Volksvertreter zu schaffen. In der Reihe „Beruf: Politik“ geben Männer und Frauen mit interessanten politischen Biografien aus unterschiedlichen Parteien Einblick in ihren Alltag. Die Gespräche werden als Podcasts aufgezeichnet oder finden als Live-Veranstaltungen statt. Ein Partner hierbei sind ostdeutsche Coworking-Spaces, da deren Betreiber vielfach den Wunsch nach stärkerem Austausch mit Bürgern ihrer Region haben.

Mit dem „Jugendbeirat Demokratie“ bindet die Hertie-Stiftung künftig die junge Generation strukturiert in die Planung und Durchführung der Stiftungsprogramme ein. In monatlichen Beiratssitzungen können die Jugendlichen nicht nur ihre Sichtweise einbringen, sondern auch inhaltliche Akzente setzen und eigene Ideen und Veranstaltungen entwickeln.

Gemeinsam mit der Wirtschaftswoche ist der „Essaypreis Demokratie und Wirtschaft“ ausgeschrieben, für den die besten Texte zum Verhältnis von Politik und Ökonomie gesucht werden. Neben Journalisten sind auch Wissenschaftler und andere Akteure der Zivilgesellschaft aufgerufen, Beiträge bis zum 31. Juli einzusenden unter www.ghst.de/essaypreis