Neue Raumakustik für den Mozart Saal: Die Gemeinnützige Hertie-Stiftung, Müller-BBM und Fraunhofer IDMT bereiten den Weg für innovative Technik und Künstliche Intelligenz in der Alten Oper

Presse
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18.11.2025

Frankfurt am Main, 18. November 2025. Die Alte Oper Frankfurt geht neue Wege in Sachen Akustik und verbessert mithilfe innovativer Technik und Künstlicher Intelligenz die Akustik im Mozart Saal. Ziel ist es, eine exzellente, variable und maßgeschneiderte Akustik für den kleinen Saal der Alten Oper zu schaffen – und damit sowohl Künstler*innen als auch dem Publikum ein noch intensiveres Musikerlebnis zu ermöglichen. Die Alte Oper setzt dafür auf die Zusammenarbeit mit dem Technologieunternehmen Müller-BBM, das mit elektronischen Akustiksystemen in internationalen Konzertsälen und Opernhäusern – unter anderem der Oper Sydney – Maßstäbe setzt. Neben der Implementierung des andernorts bereits bewährten Raumakustiksystems „Vivace“ beschreitet die Alte Oper zusätzlich Neuland: Im Rahmen eines Forschungsprojekts mit dem Fraunhofer-Institut für Digitale Medientechnologie IDMT werden erstmals neue Einsatzmöglichkeiten Künstlicher Intelligenz für die Steuerung der Saalakustik erprobt und zur Anwendung gebracht. Die Gemeinnützige Hertie-Stiftung mit Sitz in Frankfurt am Main war Ideengeber der KI-Steuerung und ermöglicht das bislang einmalige Forschungsprojekt finanziell.

Basis der akustischen Verbesserungen im Mozart Saal ist eine auf knapp zwei Jahre angelegte Erhebung raumakustischer Daten mit umfassenden Testmessungen. Im September 2027, zu Beginn der Spielzeit 2027/28, soll das Akustiksystem eingeweiht und in Betrieb genommen werden. Den ersten Beitrag zur Datensammlung leistete am Dienstag, 18. November 2025, der Pianist Kit Armstrong bei einem nicht öffentlichen Werkstattkonzert mit geladenem Testpublikum. Mit Kit Armstrong hat die Alte Oper für das Projekt einen engagierten Botschafter gewonnen, für den die Beschäftigung mit der Musik stets in enger Beziehung nicht nur zu anderen Künsten, sondern auch zu Naturwissenschaften und Mathematik steht. Auch mit den Potenzialen neuer Technologien und Künstlicher Intelligenz hat sich der Pianist intensiv befasst.

Dr. Markus Fein, Intendant und Geschäftsführer der Alten Oper, erläutert die Möglichkeiten der neuen Akustik: „Der Große Saal der Alten Oper gehört – wie uns weltweit konzertierende Musiker*innen immer wieder bestätigen – zu den akustisch besten Konzertsälen in Europa. Wir wollen nun auch für den mehr als 700 Personen fassenden Mozart Saal eine ähnlich perfekte Akustik schaffen; dazu nehmen wir nicht nur bauliche Verbesserungen vor, sondern setzen auch auf innovative Technik und Künstliche Intelligenz. Mit dem von Müller BBM entwickelten Raumakustiksystem werden wir der Saalakustik mehr Nachhall, Wärme und Tiefe geben; mit den vom Fraunhofer IDMT entwickelten und durch KI gesteuerten Anpassungsmöglichkeiten können wir den Saal individuell auf die akustischen Erfordernisse einstellen: von Kammermusik bis Jazz, von Lesung bis zur Kongressveranstaltung. Die neuen technischen Möglichkeiten garantieren den gleichbleibend perfekten Klang, auch wenn sich die akustischen Voraussetzungen im Saal oder auf der Bühne verändern. Davon profitieren nicht nur die Konzertbesucher*innen, sondern auch die Künstler*innen.  Dass uns durch das Forschungsprojekt des Fraunhofer IDMT eine Vorreiterrolle zukommt, passt zu unserem eigenen Anspruch, die Alte Oper bis zu unserem Jubiläum im Jahr 2030 fit für den Konzertbetrieb der Zukunft zu machen. Der Gemeinnützigen Hertie-Stiftung danke ich sehr herzlich dafür, dass sie diesen Weg nicht nur mitgeht, sondern ihn auch ermöglicht.“

Auch Kit Armstrong ist offen für die Verbindung aus Technologie und Künstlicher Intelligenz: „Ich liebe neue Erfahrungen und bin von Natur aus neugierig. Mit KI-Systemen, die auf mein Spiel reagieren, habe ich bereits experimentiert und dabei spannende Erkenntnisse gewonnen. Es ist mir daran gelegen, die KI so einzusetzen, dass sie in vielen Bereichen eine Bereicherung darstellen kann, auch in unserer Welt der Musik. Umso mehr freue ich mich, nicht nur jetzt beim Startschuss des Projekts dabei zu sein, sondern die Alte Oper in den kommenden zwei Jahren bei der Entwicklung des neuen Systems zu begleiten und im September 2027 die Ergebnisse selbst ausprobieren zu können.“

„Die Hertie-Stiftung versteht sich als Impulsgeberin für Innovationen, die gesellschaftliche und kulturelle Entwicklungen nachhaltig fördern“, sagt Annette Schavan, Vorstandsvorsitzende der Stiftung, die die Alte Oper im Rahmen einer auf fünf Jahre angelegten Förderpartnerschaft begleitet. „Mit der Unterstützung dieses Projekts möchten wir dazu beitragen, dass die Alte Oper Frankfurt auch in Zukunft ein Ort bleibt, an dem Musik, Wissenschaft und Technologie in besonderer Weise zusammenwirken. Die Verknüpfung von Musik mit ihrer integrativen Rolle und technologischem Fortschritt ist für uns ein zukunftsweisendes Modell, das weit über die Grenzen Frankfurts hinausstrahlen kann.“

Das Raumakustiksystem „Vivace“

Marcus Blome, Geschäftsführer der Müller-BBM Acoustic Solutions GmbH, über die akustische Neugestaltung des Mozart Saals: „Mit dem seit 25 Jahren von Müller-BBM kontinuierlich weiterentwickelten und in international renommierten Sälen eingesetzten Vivace-System können wir die Raumakustik des Mozart Saals künftig so präzise steuern, dass sie sich auf jede erdenkliche musikalische Situation – vom kammermusikalischen Streichquartett bis zur komplex inszenierten Neuen Musik – optimal anpassen lässt. Die elektronische Akustik erweitert die Klangvielfalt und die Nutzungsmöglichkeiten des Raumes und eröffnet damit neue Perspektiven der künstlerischen Gestaltung. Wir freuen uns, Teil dieses Projekts zu sein, insbesondere über die technische Zusammenarbeit mit dem Fraunhofer-Institut und über die neuen Chancen, die der Einsatz künstlicher Intelligenz für solche Systeme bietet.“

KI-Steuerung des Akustiksystems – ein Forschungsprojekt des Fraunhofer IDMT

Im Rahmen des von der Hertie-Stiftung geförderten Forschungsprojekts entwickelt das Fraunhofer IDMT ein KI-basiertes System zur akustischen Analyse, das die Klangbedingungen im Mozart Saal kontinuierlich erfasst und Veränderungen automatisch erkennt. Solche Veränderungen entstehen zum Beispiel, wenn Musiker*innen zur Generalprobe in einem leeren Saal mit einer vorher gewählten elektronischen Raumklangeinstellung proben. Zum Konzert jedoch, sobald das Publikum den Saal füllt, ändern sich die Bedingungen spürbar – der Klang wird „trockener“. Für die Ausführenden kann das das Spielgefühl deutlich beeinflussen.

Normalerweise wird die Raumakustik mit speziellen, deutlich hörbaren Messsignalen bestimmt. Da dies aber während einer Aufführung nicht praktikabel ist, besteht die Herausforderung darin, die Veränderungen allein anhand der Klänge im Raum zu bestimmen. Gelingt dies, können  elektronische Raumakustiksysteme so gesteuert werden, dass der Klang für Publikum und Musiker*innen stabil und ausgewogen bleibt – unabhängig von veränderten Bedingungen im Raum.

Christoph Sladeczek, Gruppenleiter Smart Acoustic Solutions am Fraunhofer IDMT, erklärt: „In diesem Projekt verbinden wir unsere langjährige Erfahrung in der räumlichen Klangwiedergabe für große Bühnen – wie die Seebühne Bregenz oder das Opernhaus Zürich – mit unserem Know-how in der KI-basierten Analyse akustischer Daten. Dank der Förderung durch die Hertie-Stiftung und der technologischen Unterstützung durch Müller-BBM möchten wir die Akustik des Mozart Saals auf ein neues Niveau heben.“

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