
Jubiläums-Interview mit Dr. Michael Endres, Dezember 2024
Wenn man etwas macht, dann richtig und groß
In diesem Jubiläumsinterview spricht der Jurist und Betriebswirtschaftler Dr. Michael Endres über die Entwicklungen der Hertie-Stiftung in den frühen 2000er Jahren und die Herausforderungen, an denen die Stiftung wuchs. Als langjähriger Vorstands- und später Kuratoriumsvorsitzender spielte er eine Schlüsselrolle und initiierte die großen Projekte und Institutionen, die heute das Fundament der Stiftung bilden.
Sein Name steht für die Hertie-Stiftung wie kaum ein anderer: Dr. Michael Endres. Das ehemalige Vorstandsmitglied der Deutschen Bank engagiert sich seit 2000 für die Stiftung, davon zwölf Jahre als Vorsitzender des Vorstands, danach als Vorsitzender des Kuratoriums und heute als Ehrenvorsitzender. In sein Wirken fällt die Gründung der großen Projekte und Institute der Stiftung. An welche Ereignisse und Begegnungen aus dieser langen Zeit der studierte Jurist und Betriebswirtschaftler besonders gern zurückdenkt, lesen Sie in diesem Interview.
Sie haben die Hertie-Stiftung in den 2000er Jahren maßgeblich geprägt. Wie erinnern Sie sich an Ihre ersten Jahre bei der Stiftung?
Als ich damals den Vorstandsvorsitz übernahm, war die Stiftung in schwerem Gewässer. Es gab den Vorwurf, dass die Stiftung nicht ausreichend Gelder für Projektaktivitäten zur Verfügung gestellt habe, so dass die Aberkennung der Gemeinnützigkeit im Raum stand. Ich habe mich also um zwei Bereiche gekümmert: Um die Klärung der juristischen Vorwürfe und um den Personalaufbau, damit wir schnell neue Projekte entwickeln konnten. Das Ganze ging über gute zwei Jahre, bis alle Bedenken ausgeräumt waren und wir sagen konnten: Die Stiftung ist frei von jeglichen Vorwürfen.
"Durch unsere gesteigerten Projektausgaben haben wir auf einmal in einer ganz anderen Liga gespielt."
Viele der heute bekannten Hertie-Projekte haben Sie damals auf den Weg gebracht. Was waren die größten Meilensteine?
Wir haben in dieser Zeit die maßgeblichen Flagschiffe der Hertie-Stiftung gegründet: Die Hertie School in Berlin, das Hertie-Institut für klinische Hirnforschung in Tübingen. Auch das START-Stipendienprogramm haben wir 2001 zum ersten Mal ausgeschrieben. Und auf Wunsch des damaligen Bundespräsidenten Johannes Rau haben wir Jugend debattiert aufgelegt. In der Stiftungsszene hat das damals für ziemliche Aufregung gesorgt. Durch unsere gesteigerten Projektausgaben haben wir auf einmal in einer ganz anderen Liga gespielt. Als wir nach nur einem Jahr die ersten großen Projekte am Laufen hatten, sagte ein anderer Stiftungsvorstand zu mir: „Sie haben uns allen die Schau gestohlen.“

Gibt es etwas, woran Sie besonders gerne zurückdenken, spezielle Begegnungen oder Momente?
Als wir die Hertie School 2004 in Berlin eröffnet haben, hatten wir als Festredner den damaligen Bundeskanzler Gerhard Schröder. Das war ein großer Moment, als er damals im Weltsaal des Auswärtigen Amts sprach. Auch den Austausch mit unserem Kuratorium habe ich immer sehr geschätzt. Das war hervorragend besetzt mit dem ehemaligen Bundespräsidenten Roman Herzog als Vorsitzenden, mit Roland Berger, dem Gründer der Unternehmensberatung, und mit dem damaligen VW-Vorstandsvorsitzenden Bernd Pischetsrieder, um nur einige zu nennen. Das Kuratorium war nicht nur für unsere Reputation äußerst wichtig. Wir haben auch immer schnell und effizient entschieden.
Als Stiftung mit Sitz in Frankfurt haben Sie sich besonders für die Stadt am Main engagiert. Was liegt Ihnen als gebürtigem Münchner da besonders am Herzen?
Das Städel Museum, das heißt der Erweiterungsbau, ist eine besonders schöne Sache gewesen. Wir wollten gern etwas für die Stadt Frankfurt tun und damals kam die Idee des neuen Städel auf. Mit unserer Anschubfinanzierung haben wir dafür gesorgt, dass die Kampagne ins Laufen kam. Natürlich hat die Stadt Frankfurt unheimlich viel mitgeholfen, vor allem die damalige Oberbürgermeisterin Petra Roth. Auch die Eintracht Frankfurt hat unterstützt. Ich denke gerne an die Spendenkampagne mit den gelben Gummistiefeln zurück.
Besuchen Sie heute noch manchmal das Städel Museum?
Ja, natürlich. Ich habe dort sogar meinen Geburtstag gefeiert.