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Interview mit Prof. Dr. Kerstin Ritter, Oktober 2024

Früherkennung und Therapievorhersage verbessern

Prof. Dr. Kerstin Ritter, neu berufene Direktorin am Hertie AI, über Früherkennung und neue Methoden in der Neurologie mit Hilfe Künstlicher Intelligenz.
Gehirn erforschen

Quick Read: Worum es geht

Professor Dr. Kerstin Ritter leitet am Hertie Institute for Artificial Intelligence in Brain Health (Hertie AI) die neue Abteilung für Maschinelles Lernen in den Neurowissenschaften. Ihre Forschung zielt darauf ab, neurologische und psychiatrische Erkrankungen wie Multiple Sklerose und Depressionen mithilfe von KI frühzeitig zu diagnostizieren und den Krankheitsverlauf vorherzusagen. In Tübingen baut sie eine Forschungsabteilung auf, die multimodale Daten analysiert, um KI in der Klinik nutzbar zu machen. Ihr Wechsel nach Tübingen war motiviert durch die enge Zusammenarbeit von Expertinnen und Experten aus KI und Neurowissenschaften. Zusätzlich betreibt sie den Podcast "Dr. med. KI", um die Rolle von KI in der Medizin verständlich zu vermitteln.

Mit großer Freude begrüßt das Hertie Institute for Artificial Intelligence in Brain Health (Hertie AI) Professor Dr. Kerstin Ritter als Leiterin der neuen Abteilung „Maschinelles Lernen für klinische Neurowissenschaften“. Prof. Ritter wechselt von der Charité – Universitätsmedizin Berlin an das Uniklinikum Tübingen, wo sie zuvor als Juniorprofessorin und Leiterin der Forschungsgruppe „Maschinelles Lernen in der klinischen Neurobildgebung“ tätig war. Ihre Forschung konzentriert sich auf die Entwicklung von KI-Methoden zur Diagnose und Charakterisierung neurologischer Erkrankungen wie Multiple Sklerose, Alzheimer und Depressionen. Im Interview spricht Prof. Ritter über ihre Pläne am Hertie AI, die Herausforderungen und Chancen von KI in der Medizin und ihre Begeisterung für das maschinelle Lernen in den Neurowissenschaften.

Worauf konzentriert sich Ihre Forschung?

Die Forschung meiner Arbeitsgruppe konzentriert sich auf die Entwicklung von KI-Verfahren zur Analyse von Text-, Zeitreihen- und Bilddaten in der Neurologie und Psychiatrie, wie z.B. Neurobildgebungsdaten oder Smartphone-Daten. In Zusammenarbeit mit klinischen Forschenden nutzen wir diese Modelle, um Hirnerkrankungen frühzeitig zu erkennen, den Krankheitsverlauf vorherzusagen und das Ansprechen von Therapien bei psychischen Erkrankungen zu prognostizieren.

Welches Projekt möchten Sie am Hertie AI aufbauen?

Am Hertie AI plane ich den Aufbau einer Forschungsabteilung, die sich auf die Entwicklung innovativer maschineller Lernverfahren zur Früherkennung und Vorhersage neurologischer und psychiatrischer Erkrankungen konzentriert. Ein Schwerpunkt ist dabei die Analyse von multimodalen Daten, um zum Beispiel den Verlauf von Multipler Sklerose besser zu prognostizieren und Therapieansprechen bei Depressionen vorherzusagen. Ziel ist es, diese Methoden in enger Zusammenarbeit mit Kliniken in die Praxis zu übertragen.

Künstliche Intelligenz im wissenschaftlichen Einsatz für die Hirnforschung: Mit dem Hertie Institute for Artificial Intelligence in Brain Health (Hertie AI) wurde in Tübingen ein deutschlandweit einzigartiges Institut geschaffen, an dem die frühe Diagnose von Erkrankungen des Nervensystems und ihre Prävention mit Hilfe von Methoden der Künstlichen Intelligenz im Vordergrund stehen.

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Warum haben Sie von der Charité an das Uniklinikum Tübingen gewechselt?

Ich habe mich entschieden, von der Charité an das Uniklinikum Tübingen zu wechseln, weil Tübingen eine einzigartige Forschungsumgebung bietet, in der führende Expertinnen und Experten aus der KI und den Neurowissenschaften eng zusammenarbeiten. Die Möglichkeit, am Hertie AI eine eigene Forschungsabteilung im Bereich Maschinelles Lernen für die klinischen Neurowissenschaften aufzubauen, hat mich besonders gereizt, da ich hier meine Forschung optimal weiterentwickeln und direkt in die klinische Anwendung bringen kann.

Sie machen einen KI-Podcast – was ist das Ziel dieser Kommunikationsmaßnahme?

Der Podcast Dr. med. KI des KI-Campus zielt darauf ab, die Anwendung von KI in der Medizin verständlich und zugänglich zu machen. Expertinnen und Experten aus verschiedenen Disziplinen erklären, wie KI zur Diagnose, Therapie und Forschung beiträgt, und diskutieren aktuelle Entwicklungen und Herausforderungen. Ziel ist es, medizinisches Fachpersonal, Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sowie Interessierte über den Nutzen und die Grenzen von KI in der Medizin zu informieren.

Was fasziniert Sie an KI?

Mich fasziniert an KI besonders die Fähigkeit, komplexe Muster in hochdimensionalen Daten zu erkennen und für die Lösung schwieriger klinischer Fragestellungen nutzbar zu machen. Besonders spannend ist für mich, unter welchen Bedingungen KI-Modelle zuverlässig und robust arbeiten und wie wir sie für klinische Entscheidungen vertrauenswürdig gestalten können.

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